Die Chancen und Risiken der Digitalisierung

Die Zukunft des Vertriebs
York Karsten
York Karsten

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„Beinahe zwei Drittel (63 %) der Unternehmen haben erkannt, dass sie in Zukunft die Digitalisierung ihrer Geschäfte stärker vorantreiben müssen” – das ist eine Erkenntnis aus der Staufen-Studie „Digitalisierung 2020“. Ein Antreiber für die aktuell schnell fortschreitende digitale Transformation: die Covid-19-Pandemie und die damit verbundene Corona-Krise.

Frau mit Headset sitzt an einem Schreibtisch und arbeitet an einem Laptop

Die Digitalisierung bringt viele Veränderungen in zahlreichen Ebenen mit sich. Diese beinhalten gleichermaßen Chancen und Risiken. Welche das sind und wie Sie damit umgehen können, erläutern wir im folgenden Artikel.

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Die Digitalisierung der Arbeitswelt

Wann haben Sie das letzte Mal ein Zugticket an einem Schalter gekauft? Wann waren Sie das letzte Mal bei Ihrer Bank, um den Kontostand abzufragen? Wie oft klingelt der Paketbote bei Ihnen, weil er ein Päckchen von Amazon, Otto oder Zalando abgibt?

Die Digitalisierung ist ein fortwährender Prozess, der unser aller Leben verändert – und damit auch nachhaltig die Arbeitswelt. Einerseits bauen Unternehmen in klassischen Bereichen Stellen ab und andererseits im Digital- und Innovationsbereich neue auf.

Studien wie die der ManpowerGroup zeigen, dass durch den digitalen Wandel unterm Strich keine Jobs verloren gehen. Aber es kommt zu einer Verschiebung, was die Skills und Tätigkeitsfelder angeht.

Die Vorteile der digitalen Transformation

Was bringt die Digitalisierung? Vereinfacht gesagt: Es geht um eine immense Effizienzsteigerung. Zum Beispiel konnte ein Einzelhändler früher mit seinem Ladengeschäft nur wenige hundert oder tausend Kunden ansprechen und bedienen, bei einem Online-Shop gibt es theoretisch keine Grenzen. Hier können Interessenten aus der ganzen Welt 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr einkaufen.

Oder denken Sie an den Vertrieb: Früher mussten Sie selbst als kleiner Mittelständler teure Kataloge produzieren lassen, Ihre Außendienstmitarbeiter durch die Gegend fahren lassen, unzählige Messen besuchen und zusätzlich ein großes Innendienstteam beschäftigen, das Kundendaten aufnimmt und verarbeitet.

Dank der Digitalisierung des Vertriebs können Sie die meisten Arbeiten vom Büro oder vom Home-Office aus erledigen: Ein stets aktueller Online-Shop ersetzt die Kataloge, Videokonferenzen und Online-Präsentationen reduzieren deutlich Präsenz-Meetings, und ein CRM erleichtert immens die Datenerhebung und das Nachverfolgen der Opportunitys.

Dass Unternehmen ihre Digitalisierung vorantreiben, hat mehrere Gründe: Sie möchten unter anderem ...

  • Prozesse beschleunigen.

  • ihre Kosten reduzieren.

  • die Arbeitsweise flexibilisieren (Stichwort: Home-Office).

  • neue Geschäftsmodelle entwickeln.

  • am Kunden und seinen Wünschen dranbleiben.

Wenn Ihre Firma diese Ziele verinnerlicht, kann sie besser im lokalen und globalen Wettstreit mithalten. Es gilt, fit für die Gegenwart und Zukunft zu werden.

Probleme bei der Digitalisierung

Ein Unternehmen zu digitalisieren ist kein Projekt, das innerhalb weniger Monate durchgezogen werden kann. Stattdessen handelt es sich um einen fortwährenden Wandlungsprozess, an dem Sie dauerhaft dranbleiben müssen, ein Prozess, der kein Ende nimmt, da die Möglichkeiten ständig heranwachsen – und das teilweise exponentiell.

Die digitale Transformation bietet sehr viele Chancen, aber auch einige Hürden. „Bei der Digitalisierung werden viele Unternehmen nach wie vor durch den schleppenden Ausbau der digitalen Infrastruktur gebremst“, schreibt das Handelsblatt. Eine schnelle und stabile Verfügbarkeit des Internets stellt eine elementare Grundvoraussetzung für die Digitalisierung dar. Wie es beispielsweise der „Breitbandatlas“ des Verkehrsministeriums zeigt, gibt es in Deutschland noch viel Nachholbedarf.

Ein weiteres Problem der Digitalisierung: das teilweise noch mittelmäßige oder kaum vorhandene Fachwissen der Arbeitnehmer. „Ein großes Hindernis [...] ist das fehlende Digitalisierungs-Know-how bei den Führungskräften. Gut jedes fünfte (21 %) Unternehmen hat hier klare Defizite, weitere 44 % räumen ebenfalls Nachholbedarf ein“, so die Staufen-Studie.

Nicht nur in den Management-Etagen mangelt es an Wissen. Dazu Fritzi Köhler-Geib von der KfW-Bank: „Ein Bremsklotz tritt immer deutlicher zutage: Die Digitalkompetenzen der Beschäftigten bleiben hinter der Entwicklung zurück.“

Weitere Probleme bei der digitalen Transformation

Eine repräsentative Umfrage des Bitkom fand weitere gravierende Hindernisse heraus:

  • Laut dem IT-Branchenverband ist der Datenschutz die größte Hürde bei der Umsetzung einer Digitalstrategie.

  • Die Anforderungen an die technische Sicherheit bremse ebenfalls stark den Digitalisierungsprozess aus, sagten 58 % der Befragten.

  • Ein weiteres, großes Problem: der weiter anhaltende Fachkräftemangel.

  • Fehlende finanzielle Mittel, zu wenig Zeit und kaum marktfähige Lösungen sind weitere Punkte, die in der Bitkom-Studie genannt wurden.

Die Gefahren der Digitalisierung

Neben den Hindernissen und Problemen gibt es auch ein paar Risiken und Gefahren, welche der digitale Wandel mit sich bringt:

Abwertung

Wenn Hard- und Software die Tätigkeiten von Menschen übernehmen, sorgt das für eine Herabstufung der menschlichen Arbeitskraft. Mitarbeiter werden obsolet, weil eine „Maschine” ihre Arbeit verrichtet. Die Folgen: Frust und Angst bei den Arbeitnehmern, starke Veränderungen der Tätigkeiten oder Stellenabbau.

Massive Umbrüche

Die Digitalisierung, auch vierte industrielle Revolution genannt, ist der bislang größte Umbruch in der Menschheitsgeschichte –und auch der schnellste. Digitale Lösungen wie Apps oder Online-Plattformen sorgen innerhalb kürzester Zeit für Veränderungen, Verschiebungen und Disruptionen. Das bedeutet, selbst traditionsreiche Industrien und Branchen wackeln und verschwinden unter Umständen in wenigen Jahren.

Überforderung und Stress

Neue Herausforderungen, neue Anforderungen, neue Prozesse, neue Tools: Die vielen Veränderungen, auch am Arbeitsplatz, können Mitarbeiter belasten. Sie reagieren mit Überforderung und Stress, bekommen im schlimmsten Fall schwere psychische Erkrankungen.

Der gläserne Mensch

Heutzutage erheben Sensoren, Apps, Online-Dienste und smarte Geräte gigantische Datenmengen, verarbeiten und werten sie aus. Big Data sorgt beispielsweise dafür, dass wir Menschen und unser Verhalten transparenter werden, der Schutz von persönlichen Daten gestaltet sich zunehmend schwerer.

Angreifbarkeit

Online-Banking, smarte Türschlösser, vernetzte Autos und Telemedizin: Überall, wo Bits und Bytes fließen, bestehen auch potenzielle Angriffsflächen für sogenannte Cyberattacken. Durch die Digitalisierung entstehen neue Gefahrenpotenziale: „Cybergangster“ können Bankkonten leer räumen, Fahrzeuge hacken oder Kraftwerke stilllegen.

Persönliche Veränderungen

Der moderne Mensch entwickelt Marotten. Zum Beispiel leidet er unter FOMO (engl.: Fear Of Missing Out) und ist ständig in sozialen Netzwerken unterwegs. Oder das Smartphone bleibt Tag und Nacht eingeschaltet, um stets erreichbar zu sein.

Konsum

Die leichte und stetige Verfügbarkeit von Amazon, Netflix, Spotify und Co. verändert unsere Einstellung zur Verfügbarkeit und Wertigkeit von Produkten. Der nächste „Konsum-Kick“ befindet sich nur einen Klick entfernt.

Umweltbelastung

Das Internet kommt durch die Luft, der Strom aus der Steckdose: Die digitale Welt mutet ein bisschen wie Magie an. Doch dahinter stecken noch reale Erzeugnisse. Computer, Tablets, Smartphones und Rechenzentren bestehen teilweise aus umweltschädlichen Bestandteilen, die Produktion, der Vertrieb und der Betrieb kosten extrem viel Energie.

Was können Unternehmen gegen die Probleme der Digitalisierung unternehmen?

Damit sich die Gefahren der Digitalisierung nicht in Ihrem Unternehmen einnisten, sollten Sie so früh wie möglich gegensteuern. Hier gibt es einige Maßnahmen, die Ihnen dabei helfen:

  1. Keine Angst

  2. Change-Management

  3. Weiterbildung

  4. Maß behalten

  5. Informationssicherheit

  6. Nachhaltigkeit

  7. Sparsamkeit

  8. Innovationskraft

Mut und Risiko gehören zum Geschäftsleben dazu, besonders wenn es um wichtige und weitreichende Entscheidungen geht. Um die Digitalisierung und ihre Herausforderungen richtig meistern zu können, müssen Entscheidungsträger die Chancen be- und ergreifen. Dazu gehört unter anderem, sich fachlich in das große Themenspektrum einzuarbeiten und eine Digitalstrategie aufzusetzen.

Die digitale Transformation eines Unternehmens ist ein langwieriger und nachhaltiger Wandlungsprozess, der mit einem professionellen Change-Management begleitet werden sollte. Zu diesem Wandlungsprozess gehört unter anderem, alle Arbeitnehmer mit auf die „Reise“ zu nehmen. Sie müssen verstehen, um was es geht, und aktiv an den vielseitigen Veränderungen mitarbeiten.

Eine weitere unerlässliche Maßnahme, um Ängste und Widerstände zu überwinden, sind Fortbildungen für Arbeitnehmer. Wenn von der untersten bis zur obersten Hierarchieebene alle das benötigte Know-how besitzen, entstehen Verständnis, Kooperationsbereitschaft und auch der Wille, zukunftsweisende Geschäftsmodelle zu entwickeln. Und langjährige Mitarbeiter, deren Aufgabengebiete sich drastisch verändern, können durch Fortbildungsmaßnahmen weiter im Betrieb bleiben.

Von „Internet of Things“ über „Predictive Maintenance“ bis zur künstlichen Intelligenz: Die Digitalisierung besteht aus vielen Facetten und es kommen täglich neue hinzu. Manager sollten genau abwägen, was von den zahlreichen Möglichkeiten die relevantesten für ihr Business sind. Sie müssen mit Augenmaß und zugleich visionärem Denken das Was, Wann und Wie abwägen und entscheiden, was für das eigene Unternehmen hier wichtig ist. Trotz der Dringlichkeit mancher Maßnahmen gilt es, nichts zu überstürzen.

Im Rahmen der Informationssicherheit müssen Bereiche wie Datenschutz und Compliance in der DNA der Unternehmen verankert werden. Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen die Risiken, beispielsweise im Bereich der Datenspionage.

Auch – oder besonders – wegen der Digitalisierung wächst der Stellenwert der Corporate Sustainability. Unternehmen sollten sich stets ihrer Stellung beim Umweltschutz und der Schonung der Ressourcen bewusst sein. Ein Beispiel: Dank Digitalisierung und Globalisierung können Sie Produkte günstig aus Fernost beziehen. Machen Sie sich Gedanken darüber, ob die Herstellung und der Transport wirklich gut für den ökologischen Fußabdruck Ihres Unternehmens sind.

Dank der Digitalisierung gibt es immer mehr Tools, die teilweise sehr günstig oder sogar kostenlos ausfallen. Aber ist das günstigste digitale Angebot wirklich das beste? Achten Sie bei der Auswahl auf die vorher genannten Punkte, zum Beispiel auf den Datenschutz und die Nachhaltigkeit der Produkte.

Sich auf alten Erfolgen auszuruhen, kann eine gefährliche Strategie sein. Heutzutage gilt es als extrem wichtig, innovativ und agil zu sein. Unternehmen müssen in Forschung und Förderung von Innovationen investieren, um bei der Digitalisierung, Automatisierung und Globalisierung mithalten zu können.

Chancen und Risiken der Digitalisierung: Finden Sie den besten Weg

Jede Münze hat zwei Seiten, so auch die Digitalisierung. Die Industrie 4.0 ist seit vielen Jahren präsent und schreitet mit großen, schnellen Schritten voran. Abwarten und ausbremsen stellt keine gute Lösung dar, das hat unter anderem die Corona-Krise gezeigt. „Corona hat die Wirtschaft hart getroffen, hat aber auch vor Augen geführt: Je digitaler ein Unternehmen aufgestellt ist, desto besser kommt es durch Krisenzeiten“, sagt Axel Pols von Bitkom Research.

Lassen Sie sich von den Herausforderungen und den Problemen nicht abschrecken. Gestalten Sie den Wandel mit. Und achten Sie darauf, wichtige Werte wie Nachhaltigkeit und Menschlichkeit nicht über Bord zu werfen.

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Titelbild: yacobchuk / iStock / Getty Images

Themen: Digitalisierung

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