Venture Capital: Was hat es mit dem Wagniskapital auf sich?

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Jan Simon
Jan Simon

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830 Millionen Euro für Celonis, 747 Millionen für Trade Republic, 539 Millionen jeweils für weFox und FlixBus, 241 Millionen für Gorillas: Das waren die fünf größten Finanzierungsrunden deutscher Startups im ersten Halbjahr 2021. Darüber hinaus bekamen viele weitere junge Unternehmen ebenso Millionen-Geldspritzen von Investoren. Mehrere Milliarden flossen so insgesamt in die deutschsprachige Startup-Szene.

Startup-Inhaber und Venture-Capital-Geber einigen sich mit Handschlag

Woher stammt das Geld? Oft handelt es sich um sogenanntes Venture Capital. Hier erklären wir, was das bedeutet.

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Definition: Was ist Venture Capital?

Venture Capital (Abkürzung: VC) ist im Deutschen unter dem Begriff „Risikokapital“ oder „Wagniskapital“ bekannt. Diese besondere Form von Kapital stammt von großen Unternehmen, Gesellschaften und Fonds, die hohe Summen in Startups investieren. Das Investment gilt allerdings als risikoreich.

Aus dem Englischen übersetzt bedeutet Venture Capital so viel wie „Kapital für ein Vorhaben“, was deutlich positiver als Wagniskapital klingt.

Wer erhält Venture Capital?

In der Regel fließt Venture Capital in Startups und ähnliche junge Unternehmen. Diese benötigen das Investment, um schnell zu wachsen oder um eine Innovation vorantreiben zu können.

Warum ist die Rede von Wagniskapital?

Da viele Startups auf ein neues Geschäftsmodell setzen oder mit disruptiven Innovationen den Markt erobern möchten, ist der Kapitaleinsatz mit einem hohen Risiko verbunden. Die Entwicklung des Unternehmens und seiner Produkte lassen sich sehr schwer abschätzen.

Dementsprechend besteht eine hohe Chance, dass der Investor einen beträchtlichen Teil oder gar sein gesamtes Geld verliert. Doch jedes Wagnis ist zugleich eine Chance: Wird das Startup so erfolgreich wie erhofft, erhält der Venture-Capital-Geber hohe Anteile an den Gewinnen. Kommt es zu einem Exit, einem Verkauf der Anteile oder des gesamten Unternehmens, profitiert er erneut mit seiner Beteiligung.

Zusammengefasst bedeutet das: Für Investoren beinhaltet Venture Capital ein hohes Verlustrisiko und zugleich ein hohes Renditepotenzial.

Was sind Venture-Capital-Gesellschaften?

Der typische VC-Investor stellt eine Venture-Capital-Gesellschaft dar. Die Gesellschafter legen einen oder mehrere Fonds auf. Jeder Fonds besitzt einen speziellen Fokus, zum Beispiel konzentriert er sich auf Deep Tech oder das Food Business, für den beim sogenannten Capital Raising passende Investoren gesucht werden. Befindet sich genügend Geld in einem Venture Capital Fonds, fließt das Wagniskapital der Gesellschaft in passende Startups und ähnliche Unternehmen.

Welche VC-Modelle gibt es?

Wenn einzelne Personen ihr Kapital investieren, spricht man von Private Equity. Hierbei ist das Investment meist mit überschaubaren Risiken verbunden. Venture Private Equity stellt die Mischform aus Private Equity und Venture Capital dar. Das bedeutet, dass sich hauptsächlich private Geldgeber für eine finanzielle Beteiligung zusammentun.

Beim Corporate Venture Capital geben nicht Privatinvestoren oder Finanzgesellschaften das Kapital, sondern Unternehmen. Sie möchten damit beispielsweise die Entwicklung innovativer Technologien unterstützen.

Weltweit bestehen zahlreiche kleine und große Venture-Capital-Geber, die teilweise immer größere Summen in aussichtsreiche Unternehmen investieren. Zu den bekanntesten zählen unter anderem Accel Partners, Atomico, DN Capital, Greylock Partners, Index Ventures, Lakestar, Y Combinator und der High-Tech Gründerfonds.

Wie funktioniert Venture Capital?

Es gibt vier Phasen, in denen Venture Capital Fonds oder Corporate Venture Capital in Startups investieren: Seed Stage, Early Stage, Growth Stage und Later Stage.

Die Seed Stage ist die Zeit vor einer Unternehmensgründung und die Early Stage bezeichnet die Phase während und kurz nach dem Start. In der Growth Stage gilt das Startup als einigermaßen etabliert und möchte schnell wachsen. Bei der Later Stage handelt es sich um ein gestandenes Unternehmen, das unter Umständen eine ordentliche Rendite erwirtschaftet.

Je früher ein VC-Investor einsteigt, desto höher das Risiko. Doch: Für die Finanzierung erhalten die Venture-Capital-Geber eine hohe Beteiligung an dem Startup. Oft ist es so, dass die Venture-Capital-Gesellschaft neben Kapital auch noch Fachwissen und wichtige Businesskontakte in den Deal einbringt. Derart können das Wachstum und der Erfolg des Startups über das reine Risikokapital hinaus erfolgen.

Meist steigen die Venture-Capital-Fonds beziehungsweise Investoren nach wenigen Jahren aus. Hierbei verkaufen sie ihre Beteiligungen an die Gründer und/oder Gründerinnen selbst oder an andere Gesellschaften. Einen weiteren Weg stellt das IPO (Initial Public Offering) dar – der Börsengang des Startups. Scheitert das Unternehmen, erfolgt eine Liquidation.

Wie kommt ein Startup an Venture Capital?

Das ist in der Regel ein langer und steiniger Weg. Allein in Deutschland werden jedes Jahr Tausende neue Unternehmen gegründet. Da besonders im Startup-Bereich die Finanzierung über klassische Kredite sich als schwierig erweist, suchen die innovativen Teams nach mutigen Investoren.

In der frühen Phase sind das oft Business Angels wie erfolgreiche Manager oder Managerinnen, Geschäftsführer oder Geschäftsführerinnen oder ehemalige Gründer oder Gründerinnen. Sie helfen mit ihrem Know-how und ihrem überschaubaren Investment dem Startup sinnbildlich auf die Beine. In den späteren Phasen, wenn ein Startup massiv Kapital für die Skalierung benötigt, kommen Venture-Capital-Gesellschaften ins Spiel.

Für eine erfolgreiche Finanzierung über VC muss das Startup sich einen Namen gemacht haben und erste Erfolge vorweisen. Zudem haben die Gründer und Gründerinnen auf speziellen Events überzeugende Elevator Pitches hinzulegen. Oder sie schicken ein Pitch Deck direkt an potenzielle Venture-Capital-Geber.

Nach ersten Gesprächen kommt es zu einer Vorprüfung. Fallen diese positiv aus, unterzeichnen das Startup und der interessierte Investor einen Letter of Intent (eine Absichtserklärung) und ein Term Sheet (den Vorvertrag). Darauf folgen eine Due Diligence (die Risikoprüfung), der finale Vertragsabschluss und das Investment.

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Titelbild: Nuthawut Somsuk / iStock / Getty Images Plus

Themen: Finanzierung

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