Sie wollen die Zusammensetzung des Gesamtkapitals in Ihrem Unternehmen analysieren und sind daran interessiert, dass sich Ihre Eigenkapitalrentabilität verbessert? Dann sollten Sie sich unbedingt mit dem Leverage-Effekt auseinandersetzen!

In diesem Beitrag erfahren Sie, was sich hinter dem Leverage-Effekt verbirgt, welche Voraussetzungen vorliegen sollten und welche Kennzahlen bei der Anwendung des Leverage-Effekts eine Rolle spielen. Abschließend zeigen wir Ihnen anhand eines Berechnungsbeispiels, wie Sie die Hebelwirkung ermitteln können.

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Was ist der Leverage-Effekt?

Das Gesamtkapital in einer Bilanz setzt sich aus dem Eigenkapitalanteil und dem Fremdkapitalanteil zusammen. Mit dem Leverage-Effekt setzt eine Hebelwirkung ein, die dafür sorgt, dass die Rentabilität des Eigenkapitals steigt, wenn Ihr Unternehmen mehr Fremdkapital aufnimmt.

Damit der Leverage-Effekt funktioniert, muss die aus der Bilanz abgeleitete Gesamtkapitalrendite über dem Fremdkapitalzinssatz liegen. Überdies müssen Sie berücksichtigen, dass die Hebelwirkung des Leverage-Effekts durch steigende Zinsen und fehlende Investitionsmöglichkeiten begrenzt ist. Wichtig ist auch, dass sie mit der Anwendung bestimmte Risiken einkalkulieren.

Positiver Leverage-Effekt vs. negativer Leverage-Effekt

Bei dem Vorliegen bestimmter Voraussetzungen beeinflusst der Leverage-Effekt die Eigenkapitalrentabilität, wenn das Unternehmen z. B. ein Darlehensvertrag abschließt oder in anderer Weise den bilanziellen Fremdkapitalstock erhöht. Wichtig ist, dass die Zinsen des Fremdkapitals nicht höher sind als die Gesamtkapitalrentabilität.

Grundsätzlich hat der Leverage-Effekt eine positive Wirkung auf die Kapitalstruktur Ihres Unternehmens. Stellen Sie bei der Ermittlung aber fest, dass sich eine negative Hebelwirkung ergibt, sollten Sie sich gegen die Aufnahme von Fremdkapital entscheiden. Ein negativer Leverage-Effekt ist ein Anzeichen dafür, dass die Eigenkapitalrendite sinkt und der Verschuldungsgrad steigt.

Welche Voraussetzungen müssen für die Anwendung des Leverage-Effekts erfüllt sein?

Damit sich bei der Ermittlung des Leverage-Effekts ein positives Ergebnis zeigt, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Diese Voraussetzungen sind:

  • Das Unternehmen muss Gewinne erwirtschaften. Deshalb führt die Anwendung des Leverage-Effekts in den Gründungsjahren meist zu einem negativen Ergebnis. Erst nachdem sich eine längere Gewinnperiode eingestellt hat, ist es sinnvoll, die Kapitalstruktur mithilfe des Leverage-Effekts zu analysieren. Anschließend stehen Ihnen die Informationen zur Verfügung, die Sie für Ihre Investitionsentscheidung benötigen.

  • Für Ihr Unternehmen muss sich eine günstige Möglichkeit ergeben, um das Fremdkapital aufzunehmen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Sie in den Konditionen einen geringen Aufwand an Fremdkapitalzinsen vereinbaren.

  • Die Fremdkapitalkosten dürfen nicht über der Gesamtrentabilität liegen. Ist dies der Fall, würde die sich aus der Bilanz ergebende Eigenkapitalrendite sinken.

Welche Kennzahlen spielen bei der Anwendung des Leverage-Effekts eine Rolle?

Bei der Anwendung des Leverage-Effekts spielen die drei folgenden Kennzahlen eine Rolle:

  • Eigenkapitalrentabilität

  • Fremdkapitalrentabilität

  • Gesamtkapitalrentabilität

Eigenkapitalrentabilität

Mit der Ermittlung der Eigenkapitalrentabilität wissen Sie, welche Rendite Sie aus dem eingesetzten Eigenkapital erzielen. Die Eigenkapitalrendite ermittelt sich dadurch, dass Sie Ihr bilanzielles Eigenkapital zu dem erzielten Gewinn in Beziehung setzen.

Fremdkapitalrentabilität

Die Rentabilität des Fremdkapitals gibt die Verzinsung der fremden Mittel an. Als Beziehungsgröße berücksichtigen Sie auch hier den Jahresgewinn, der sich aus Ihrem Jahresabschluss ergibt.

Gesamtkapitalrentabilität

Die Gesamtkapitalrentabilität zeigt an, wie ihr eingesetztes Gesamtkapital bei einer Investition verzinst wird. Für die Ermittlung ist es notwendig, das Gesamtkapital in Beziehung zu dem erzielten Jahresgewinn zu setzen.

Welche Risiken und Grenzen sind mit dem Leverage-Effekt verbunden?

Der Leverage-Effekt ist für ein Unternehmen nicht beliebig häufig anwendbar. Folgende Grenzen können dazu führen, dass sich bei der Anwendung der Hebelwirkung negative Effekte für Ihr Unternehmen ergeben können:

  • Sobald die Zinsen bei einer Fremdkapitalaufnahme steigen, kehrt sich ein positiver Leverage-Effekt ins Negative um. Dies sollten Sie z. B. beachten, wenn die EZB den Leitzins anhebt.

  • Die Anwendung des Leverage-Effekts ist nur sinnvoll, wenn Sie beabsichtigen, Fremdkapital aufzunehmen. Diese Möglichkeiten sind in der Regel begrenzt. Deshalb kann auch der Leverage-Effekt nicht beliebig häufig angewendet werden.

  • Bei einer Fehlinvestition bleibt die erwartete Rendite aus. Trotzdem müssen Sie die Zinsen des Fremdkapitals leisten. Die Anwendung des Leverage-Effekts würde hier zu einem verfälschten Ergebnis führen.

Leverage-Effekt berechnen: Beispiel aus der Praxis

Um den Praxisbezug des Leverage-Effekts darzustellen, wird das Beispiel ohne und mit Berücksichtigung der Hebelwirkung durchgeführt.

Leverage-Effekt Formel ohne Hebelwirkung

Ihr Unternehmen weist auf der einen Seite ein Anlagevermögen von 500.000 Euro auf. Der Betrieb wurde ausschließlich aus eigenen Mitteln finanziert. Damit liegt der Anteil des Eigenkapitals ebenfalls bei 500.000 Euro. Ihren Gewinn ermitteln Sie aus der Gegenüberstellung der folgenden Einnahmen und Ausgaben:

Einnahmen: 85.000 Euro

Ausgaben: – 35.000 Euro

Gewinn: 50.000 Euro

Die Eigenkapitalrendite ermittelt sich wie folgt:

Leverage-Effekt Formel ohne Hebelwirkung

Eigenkapitalrentabilität = (50.000 / 500.000) x 100 % = 10 %

Leverage-Effekt Formel mit Hebelwirkung

Sie beabsichtigen eine Investition, die mit einem Zinsaufwand von 17.500 Euro verbunden ist. Die Anwendung des Leverage-Effekts führt zu dem folgenden Ergebnis:

Aktiva

Anlagevermögen: 500.000 Euro

Passiva

Eigenkapital 250.000 Euro

Bankdarlehen: 250.000 Euro

Ihr Gewinn von 50.000 Euro reduziert sich durch die aufgewendeten Fremdkapitalzinsen von 17.500 Euro auf 32.500 Euro. Ihre Eigenkapitalrentabilität ermittelt sich nun wie folgt:

Eigenkapitalrentabilität (32.500 / 250.000) x 100 % = 13 %

Der Leverage-Effekt ist positiv. Er führt dazu, dass sich die Eigenkapitalrendite Ihres Unternehmens von 10 % auf 13 % erhöht. Damit wird ersichtlich, dass der Einsatz des Fremdkapitals zu einer Verbesserung der Rentabilität des Eigenkapitals führt.

Fazit: Verschuldungsgrad senken mit dem Leverage-Effekt

In jedem Unternehmen übernimmt die Zusammensetzung der Kapitalanteile eine wichtige Rolle. In der Regel achten Sie darauf, dass Sie über einen hohen Eigenkapitalanteil verfügen und möglichst wenig fremde Mittel aufnehmen müssen. So hält sich Ihr Verschuldungsgrad in Grenzen.

Bei der Anwendung des Leverage-Effekts kehren sich diese Vorzeichen jedoch um. Liegen bestimmte Bedingungen vor, führt die Aufnahme von Fremdkapital dazu, dass sich Ihre Eigenkapitalrendite erhöht. Zu diesen Voraussetzungen gehört, dass die Gesamtkapitalrentabilität über dem Fremdkapitalzins der Investition liegt. Daneben ist es für Ihr Unternehmen auch von Vorteil, wenn Sie sich in der Gewinnzone bewegen.

Die Anwendung des Leverage-Effekts ist auch mit Risiken verbunden. Diese zeigen sich z. B., wenn der Fremdkapitalzins über der Gesamtrendite liegt oder Sie eine Fehlinvestition tätigen, bei der die erwartete Rendite ausbleibt.

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Titelbild: PeopleImages / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 1. Juni 2023, aktualisiert am Juni 01 2023

Themen:

Vertriebscontrolling