Wie gut ein Unternehmen mit seinem Kapital umgeht, sagt viel über seine Wirtschaftlichkeit und langfristige Rentabilität aus. Das ist für interne Betriebsentscheidungen ebenso relevant wie für Investoren und Investorinnen. Die ROCE-Kennzahl hilft dabei, den Kapitaleinsatz zu bewerten und einzuschätzen, ob Optimierungspotenzial besteht.

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In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie den ROCE berechnen, was der Unterschied zwischen ROIC vs. ROCE ist und wie die ROCE Interpretation funktioniert.

Was sagt der ROCE aus?

Die ROCE-Interpretation ist vor allem für Investoren und Investorinnen interessant, die nach einem nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen suchen, in das sie investieren können. Der Vorteil beim ROCE besteht darin, dass er Betriebe ganz unterschiedlicher Art und Branchen vergleichbar macht.

Indem Investoren und Investorinnen einschätzen, wie professionell eine Firma mit ihrem Capital Employed umgeht, ermitteln sie ihre Kapitalrendite und den zu erwartenden Gewinn. Für Unternehmen ist ein hoher ROCE wichtig, da Fremdkapital ein wesentlicher Baustein im Gesamtkapital ist.

Zudem profitieren Unternehmen durch den ROCE, da sie mit seiner Hilfe entscheiden können, ob sie eine Investition vornehmen sollten oder nicht. Beträgt der ROCE beispielsweise 10 % und es ist möglich, Fremdkapital mit 5 % Zinsen aufzunehmen, ist eine Investition sinnvoll.

Immerhin können die Unternehmen so 5 % Gewinn verzeichnen. Übersteigen die Kosten einer Investition den ROCE hingegen, sollten Investierende davon absehen, da sonst unnötig hohe Kosten entstehen.

Was ist der Unterschied zwischen ROIC und ROCE?

ROCE und ROIC sind Kennzahlen, die eine Einschätzung erlauben, wie zielführend Unternehmen mit ihrem Betriebskapital umgehen. Sie sind miteinander verwandt, allerdings unterscheidet sich die ROCE Formel von der ROIC Formel deutlich.

Für die Berechnung des Return on Capital Employed ist es erforderlich, den EBIT (Earnings Before Interest and Taxing; Gewinn vor Zinsen und Steuern) zu kennen. Für den ROIC müssen Unternehmen hingegen den NOPAT (Net Operating Profit After Taxes; Nettogewinn eines Unternehmens nach Ertragssteuern) kennen.

Beide Kennzahlen erlauben jeweils andere Einschätzungen. Der ROCE wird mit Erträgen vor Steuern gebildet. Hierdurch entsteht ein besonders klares Bild davon, wie ein Unternehmen mit seinem Kapital arbeitet.

Der ROIC betrachtet hingegen die Erträge nach Steuern. Das hat den Vorteil, dass sowohl Investoren und Investorinnen als auch die Unternehmen selbst eine verlässliche Grundlage haben, die Aussagen über die Rentabilität des Betriebs erlaubt.

Wie wird der ROCE berechnet?

Um die Kennzahl zu berechnen, benötigen Sie folgende ROCE-Formel:

Formel zur Berechnung des ROCESomit ist es wichtig, den EBIT eines Unternehmens zu kennen. Dieser umfasst Umsatzerlöse, Bestandsänderungen, aktivierte Eigenleistungen und sonstige Erträge. Von diesen müssen Sie den Materialaufwand, den Personalaufwand, die Abschreibungen und den sonstigen Aufwand wegnehmen.

Das Capital Employed setzt sich hingegen aus Anlagevermögen, Vorräten, Forderungen aus Leistungen und Lieferungen sowie sonstigen Forderungen zusammen. Hiervon müssen Sie kurzfristige Verbindlichkeiten abziehen. Die ROCE-Formel besagt, dass der EBIT durch das Capital Employed geteilt wird. Um den ROIC zu berechnen, müssen Sie hingegen den NOPAT durch das Invested Capital teilen.

Die Daten zur Berechnung des EBIT und des Capital Employed liegen dem Unternehmen vor. Sämtliche Daten zur Bestimmung des EBITs sind in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) zu finden.

Die Berechnung des Capital Employed erfolgt hingegen auf Grundlage der Bilanz. Die Daten sind somit vergleichsweise aktuell, da GuV und Bilanz jedes Jahr neu erstellt werden. Unternehmen und Anleger bzw. Anlegerinnen können so den Ist-Zustand betrachten und die Entwicklung der letzten Jahre betrachten.

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, positiv Einfluss auf den ROCE zu nehmen. Das ist beispielsweise dadurch möglich, dass Umsatzerlöse erhöht und Material- oder Personalkosten gesenkt werden. Außerdem können Unternehmen ihre Lagerhaltung optimieren und dafür sorgen, dass sie weniger kurzfristige Verbindlichkeiten leisten müssen.

Beispiel für eine ROCE-Berechnung und -Auswertung

Das folgende ROCE-Beispiel veranschaulicht, wie die ROCE-Berechnung funktioniert und worauf Sie dabei achten sollten:

Anleitung für die Berechnung de ROCEBerechnung: 100 x 9.498 / (68.345 + 6.421 + 8.267 – 31.883) = 18,57 %

Investoren und Investorinnen können den ROCE von 18,57 % nun mit den Werten anderer Firmen vergleichen. Ist deren ROCE niedriger, sollten sie eher in „Musterfirma“ investieren, ansonsten lässt sich mit dem bestehenden Kapital mehr Gewinn bei der anderen Firma erwirtschaften.

Unternehmen können den ROCE für ihre Kapitalplanung einsetzen und prüfen, wie wirtschaftlich sie im Vergleich mit anderen Betrieben agieren. So erkennen sie Optimierungspotenziale und können diese nutzen. Das ist entscheidend, um im Vergleich mit Konkurrenten und Konkurrentinnen wettbewerbsfähig zu bleiben.

Fazit: Optimieren Sie die Wirtschaftlichkeit Ihres Unternehmens mithilfe der ROCE-Kennzahl

Der ROCE gehört zu den wichtigsten Kennzahlen für Unternehmen und Investoren bzw. Investorinnen. Über den EBIT und das Capital Employed lassen sich die Kapitalrendite und der Gewinn ermitteln, die bei einer Investition möglich sind.

Unternehmen haben mit einem hohen ROCE die Möglichkeit, Fremdkapital zu generieren und ihr Gesamtkapital aufzustocken. Investoren und Investorinnen können hingegen gutes Geld verdienen. Zudem besteht für die Betriebe die Möglichkeit, durch eine Optimierung des ROCE ihre Wirtschaftlichkeit und damit ihr Standing am Markt zu verbessern.

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Titelbild: Perawit Boonchu/ iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 25. Oktober 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Vertriebscontrolling