Erst wenige Monate ist das soziale Netzwerk Openbook alt und musste doch schon so einige Turbulenzen überwinden. Nach zwei Namensänderungen in zwei Monaten will die Plattform nun endlich durchstarten. Was kann das neue Netzwerk? Und inwieweit unterscheidet es sich vom großen Konkurrenten Facebook? Wir stellen Ihnen Openbook – oder neu: Okuna – vor.

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Gescheiterte Crowdfunding-Kampagne und rechtliche Probleme: Openbooks turbulenter Start

Openbook bzw. Okuna hatte keinen leichten Start. Eine erste Crowdfunding-Kampagne mit dem Ziel, 100.000 Euro einzusammeln, scheiterte. Im Spätsommer 2018 versuchten es die Entwickler noch einmal: Mit einer deutlich bescheideneren 30.000-Euro-Kampagne. Dieses Ziel konnten sie erreichen, mussten zusätzlich allerdings ihre eigenen Ersparnisse in die Entwicklung der App investieren.

Im März 2019 ging Openbook offiziell an den Start. Erst nur mit den ca. 1.500 Unterstützern der Crowdfunding-Kampagne, später durch Einladungen an ausgewählte Freunde und Bekannte der ersten Mitglieder. Openbook kommunizierte von Anfang an, langsam wachsen zu wollen, um das achtköpfige Team nicht zu überfordern. Die Zeit für exponentielles Wachstum bei sozialen Netzwerken sei vorbei.

Trotzdem folgte der erste Rückschlag bereits im Juni 2019: Konkurrent Facebook verlangte eine Namensänderung. Openbook wollte einen Rechtsstreit vermeiden und lenkte ein. Als neuen Namen rief es „Openspace“ aus. Nicht einmal zwei Monate später bekam das Team erneut Post, diesmal von einem Unternehmen in Deutschland.

Seit August 2019 heißt das soziale Netzwerk nun Okuna. In der Sprache Esperanto bedeutet der Name „zusammen“.

Der Mann hinter Okuna: Joel Hernández

Der Kopf hinter Okuna ist der Spanier Joel Hernández. Nach seinem Studium in Amsterdam führte er mehrere kleine Unternehmen, in denen er vor allem Websites programmierte. Später arbeitete er in der Sicherheitsabteilung eines niederländischen Telekommunikationskonzerns.

In mehreren Interviews äußerte Hernández die Befürchtung, die Welt entwickele sich zu einem Ort ohne jede Privatsphäre. 2016 erzählte er Freunden von der Idee, ein sicheres, transparentes soziales Netzwerk zu gründen. Sie glaubten nicht daran, dass die Nutzer von Facebook sich genug um ihre Daten sorgten, um zu einer anderen Plattform zu wechseln. Hernández schob sein Projekt deshalb zunächst auf. Erst der Cambridge-Analytica-Skandal, bei dem die persönlichen Daten von mehr als 87 Millionen Facebook-Nutzern für politische Zwecke genutzt wurden, bewog ihn dazu, Openbook wirklich ins Leben zu rufen.

So funktioniert Okuna

Okuna wird als Alternative zu Facebook gehandelt, weist aber mehr Ähnlichkeit zum eingestellten Google+ auf. Die Nutzer organisieren sich in sogenannten Communitys, die sich bestimmten Themen widmen. Postet ein Nutzer in einer Community, wird der Beitrag in der Timeline aller anderen Mitglieder der Gruppe ausgespielt.

Darüber hinaus können Nutzer einander folgen oder sich in Kreisen zusammenschließen. Beiträge, die innerhalb eines Kreises gepostet werden, sind privat und nicht für Communitys einsehbar. Die Timeline der einzelnen Nutzer wird nicht von einem Algorithmus, sondern schlicht chronologisch geordnet.

Okuna setzt sich aktiv gegen gezielt platzierte Falschmeldungen – sogenannte Fake News – auf der Plattform ein. Alle Communitys werden von Moderatoren betreut. Nutzer können fragwürdige Inhalte melden oder eine direkte Nachricht an das Okuna-Team schreiben.

Zuletzt arbeiteten die Entwickler an einer technischen Lösung gegen die unkontrollierte Ausbreitung von Falschinformationen: Sobald ein gewisser Prozentsatz der Nutzer einen Beitrag gemeldet hat, soll er vorübergehend nicht mehr ausgespielt werden. Ein Moderator entscheidet dann manuell, ob der Beitrag wieder erscheinen darf oder dauerhaft gelöscht wird.

Ist Okuna ein zweites Facebook?

Von Facebook unterscheidet sich Okuna in vielen verschiedenen Punkten. Zunächst einmal werden Nutzer nicht getrackt. Das soziale Netzwerk gibt sich offen und transparent und wirbt damit, keine Daten seiner Community zu sammeln. Auch Werbung suchen Sie auf Okuna vergeblich. Der allgemeine Umgangston ist in der Regel freundlicher als auf Facebook. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Plattform deutlich weniger Nutzer hat.

Nachdem Openbook nur nach Erhalt einer Einladung getestet werden konnte, kann sich zur Beta-Version von Okuna jeder Interessierte eintragen. Aktuell ist das Netzwerk nur als App nutzbar, und zwar auf Englisch, Spanisch und Deutsch. Die Entwickler arbeiten an einer Webversion, was jedoch eine langwierige Angelegenheit werden könnte. Das Team ist mit acht Personen noch sehr klein und bis ein Sponsor gefunden ist, finanziert sich die Plattform überwiegend durch Spenden.

Fazit: Okuna ist eine Alternative zu Facebook, aber keine Konkurrenz

Openbook beziehungsweise Okuna schreibt sich Datenschutz und Transparenz auf die Fahnen. Der Code des Netzwerks ist öffentlich einsehbar. Nutzer werden nicht getrackt und bekommen keine Werbung angezeigt. In dieser Hinsicht kann sich die Plattform sicher als Alternative zum immer wieder von Datenschutzskandalen geschüttelten Facebook positionieren.

Ein weiterer Pluspunkt ist die kleine, familiäre Community mit ihrem freundlichen, konstruktiven Umgangston. Bemerkenswert ist auch Okunas Kampf gegen Fake News.

Letztlich muss Facebook dennoch nicht um seine Nutzer fürchten. Okuna wächst mit Ansage nur sehr langsam und organisch. Es befindet sich noch immer in der Beta-Phase und viele Funktionen sind noch nicht völlig ausgereift. Die Plattform zieht hauptsächlich technikaffine Menschen an, denen Datenschutz wichtig ist. Für die breite Masse und auch für Unternehmen dürften die Anreize aktuell noch nicht ausreichen, um Facebook den Rücken zu kehren.

Social Media Trends 2021

Titelbild: jossnatu / getty images

Ursprünglich veröffentlicht am 13. Mai 2020, aktualisiert am Januar 19 2023

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