Content-Marketing ist in aller Munde – der Markt ist von Agenturen überhäuft. Doch woran erkennen Sie eine seriöse Content-Agentur und wie viel darf guter Content eigentlich kosten? Wir haben uns mit zwei Experten unterhalten und Antworten auf die wichtigsten Fragen eingeholt.

Das Prinzip des Content-Marketings ist so simpel wie effektiv: Unternehmen verschenken nützliches Wissen an ihre Zielgruppe – etwa in Form von Artikeln, Infografiken und E-Books. Damit beweisen sie Expertise und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dankbare Leser zu Kunden zu machen.

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Das Problem: Mittlerweile konkurrieren Werbeagenturen, klassische PR-Agenturen und Corporate-Publishing-Agenturen um die Gunst der Kunden und machen den Begriff des Content-Marketings immer mehr zum Buzzword. Umso wichtiger ist es, Anbieter genau unter die Lupe zu nehmen. Woran lässt sich eine seriöse Agentur also erkennen? Wir haben uns mit zwei Experten unterhalten.

Damir Dzelalagic

Unser erster Interviewpartner ist Damir Dzelalagic, Geschäftsführer von contentsquare. Die Kölner Content-Agentur wurde 2013 gegründet.

contentsquare sieht sich weniger als reiner Content-Lieferant und vielmehr als ganzheitliche Content-Marketing-Agentur. Sie stellt unter anderem Content-Marketing-Services für Vaude, Immobilienscout24 und billiger-mietwagen.de bereit.

Anmerkung der Redaktion: Inzwischen hat sich die Agentur in House of Yas umbenannt und zählt über 30 Mitarbeiter. Zu den Kunden gehören unter anderem Fraport, ImmoScout24 und AXA.

Alexander Clodius

Außerdem sprechen wir in diesem Beitrag mit Alexander Clodius, Head of Concept bei der Nürnberger Marketing-Agentur arsmedium. Zu ihren Kunden gehören Neumarkter Lammsbräu, die Targobank und die Nürnberger Versicherung.

Die Agentur hat sich Dialogmarketing auf die Fahne geschrieben und Clodius spezialisiert sich insbesondere auf Content- und Kommunikationsstrategien. 

Content erstellen lassen – Häufig gestellte Fragen

Woran erkenne ich eine seriöse Content-Agentur?

Eine gute Content-Agentur muss ein Gespür für die Zielgruppe und das Unternehmen entwickeln, ist Clodius überzeugt.

Ständig wechselnde Ansprechpartner seien ein No-Go:

Die Agentur sollte dem Kunden einen festen Ansprechpartner zur Seite stellen, der sich in das Unternehmen eindenkt und ein tiefes Gefühl für die Marke entwickelt. Wenn ständig die Zuständigen wechseln, gibt es ewige Feedbackschleifen, große Reibungsverluste und oftmals Ergebnisse, die nicht zufriedenstellend sind.

Weitere Must Haves sind fachlich kompetente Autoren, einzigartiger Content, mindestens eine Korrekturschleife bei der Textabstimmung sowie ein Verständnis für SEO und Keywords.

Nice to Haves hingegen sind beispielsweise Beratung bei der Content-Strategie und die Möglichkeit, auf Wunsch einen Intervall-Auftrag erteilen zu können, bei dem der Autor selbstständig einen Redaktionsplan abarbeitet. Bevor man sich für eine Agentur entscheidet, bietet es sich an, eine Probearbeit in Auftrag zu geben. Dabei lassen sich dann die Qualitätskriterien überprüfen. Man erkennt schnell, ob die Inhalte informieren, begeistern und unterhalten. Und man erkennt ebenfalls schnell, ob die Chemie stimmt.

Sagt eine Website mehr als tausend Worte? Nicht unbedingt, aber sie verrät schon viel über die Qualität der Agentur, findet Dzelalagic.

Die Website sollte transparent informieren. Wird das Team dargestellt? Kann die Content-Agentur auf Referenzen verweisen? Gibt es Arbeitsbeispiele? Werden Angebote aus der Hüfte geschossen oder erfolgen qualifizierte Gespräche, auf deren Basis realistische Angebote entstehen? Sobald die Leistungsdetails fehlen, ist meines Erachtens Vorsicht geboten.

Auch das Versprechen, guten Content für einen niedrigen Preis zu erhalten, ist in der Regel nicht haltbar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand für 75 Euro einen fachlich fundierten Blogartikel mit 1.000 Wörtern zu einem komplexen IT-Thema schreiben kann.

Content kaufen: Wie viel kostet Content?

Die Kosten für Content-Erstellung variieren bei fast allen Anbietern je nach Rechercheaufwand und Textlänge. Dzelalagic unterscheidet deswegen die Content-Stufen Hygiene, Hub und Hero.

Hygiene-Content, etwa die Leistungsbeschreibung eines Dienstleisters mit bis zu 500 Wörtern, wird mit 80 € netto kalkuliert. Demgegenüber fallen bei einem umfangreichen How-to-Artikel mit größerem Rechercheaufwand und etwa 1.000 Wörtern Länge 200 € bis 250 € netto an.

Beim Hub-Content setzen wir 300 € als Basispreis an. Inklusive ist dann die Abstimmung des Tone of Voice und die präzise Ansprache der Buyer-Persona in einem Blogartikel von rund 800 bis 1.000 Wörtern Länge.

Hero-Content schließlich ist in puncto Recherche, Konzeption und strategischer Auseinandersetzung mit Thema und Zielgruppe am aufwendigsten. Das kann zum Beispiel ein auf Studien basierendes Whitepaper mit 50 Seiten sein. Wird hier die Umsetzung eines durch den Auftraggeber erstellten Konzeptes und Briefings beauftragt (ca. 10.000 Wörter), ergibt sich ein Aufwand von rund 40 Stunden, was einem Preis von 3.200 € entspricht. Wir arbeiten zwar immer mehr auf Vertragsbasis, allerdings betreuen wir zahlreiche Kunden auch langfristig ohne Vertragsbindung.

Content selbst produzieren oder Content erstellen lassen?

Wenn die Ressourcen – sprich Know-how und Zeit – vorhanden sind, ergebe es Sinn, dass Unternehmen den Content intern produzieren.

Hier würden Sie also selbst Texter bei sich im Unternehmen suchen, erklärt Clodius:

Die Mitarbeiter haben einen großen Vorteil: Sie müssen sich im Gegensatz zu einer Agentur nicht einfühlen. Sie haben von Beginn an ein tiefes Verständnis dafür, wie die Marke und Themen funktionieren und können im Idealfall authentischen Content produzieren. Daher ist es empfehlenswert, im eigenen Unternehmen nach Schreibtalenten Ausschau zu halten. Vielleicht hat zum Beispiel ein Techniker ganz unerwartet eine gute Schreibe, die sich in einer Schulung ausbauen lässt. Den Feinschliff der Texte kann dann immer noch eine Agentur übernehmen.

Wollen Unternehmen eine ganzheitliche und langfristige Content-Marketing-Kultur etablieren, sollten sie auch die Inhalte intern erstellen, ist auch Dzelalagic überzeugt.

Mitarbeiter bringen das notwendige Fachwissen ein und sorgen für Authentizität. Externe Profis können aber dabei helfen, im Vorfeld die passenden redaktionellen Prozesse sowie Strategien und Konzepte zu erarbeiten. Stichwort: Enablement. Wenn die internen Strukturen aber nicht ausreichen oder der Aufbau der Strukturen nicht lohnenswert wäre, sollte über eine Content-Agentur als dauerhafte externe Lösung nachgedacht werden.

Wer braucht eine Content-Agentur?

Effektives Content-Marketing erfordert eine solide Strategie und professionellen Content. Unternehmen sollten hier ehrlich zu sich selbst sein und reflektieren, ob sie diese Aufgaben tatsächlich bewerkstelligen können.

Denn wenn Inhalte an den Bedürfnissen der Zielgruppe vorbeirauschen, ist Content-Marketing so effektiv wie eine stumpfe Säge. Falls das Know-how nicht ausreicht, sollten Betriebe deswegen externe Unterstützung holen, sagt Dzelalagic.

Viele Unternehmen verfügen nicht über das interne Know-how, um Content-Marketing professionell umzusetzen. Oft fehlt auch die Kapazität. Wenn die internen Strukturen nicht ausreichen und der interne Aufbau nicht lohnenswert ist, sollte das Unternehmen über eine externe Lösung nachdenken. Eine Agentur kann zum Beispiel die Erarbeitung von Konzepten und Strategien übernehmen – oder auch die Content-Erstellung im Alltag.

Doch nicht nur Know-how und Kapazität sind ein Grund, auf eine Agentur zu setzen, erklärt Clodius.

Mangelndes Know-how und Zeit sind sicherlich die Hauptgründe dafür, eine Agentur einzuschalten. Doch auch der Perspektivwechsel kann wertvoll sein. Oft schmoren Unternehmen im eigenen Saft und sind betriebsblind. Da bringt ein externer, unvoreingenommener Blick von außen manchmal ganz neue Impulse.

Was können Unternehmen tun, damit die Zusammenarbeit optimal läuft?

Wenn eine gute Content-Agentur gefunden ist, können Unternehmen aus eigener Kraft einiges dafür tun, dass die Zusammenarbeit produktiv läuft.

Das fängt schon bei der Strategieausarbeitung an, erklärt Dzelalagic.

Die Strategie ist enorm wichtig und wird bei uns fast ausschließlich im Teamwork mit dem Kunden definiert. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass sich die Sichtweisen und die Expertise von Kunde (intern) und Agentur (extern) ideal ergänzen.

Auch Clodius setzt bei der Strategieausarbeitung auf Teamwork.

Die Strategieausarbeitung funktioniert nur im Teamwork. Ich bin kein Freund von Agenturen, die den Kunden von außen eine Strategie überstülpen. Damit die Strategie wirklich zum Unternehmen passt, sollten Kunden eigene Überzeugungen und Ziele einbringen: Was wollen wir mit dem Content erreichen? Gibt es messbare Ziele? Wollen wir imagelastig oder performance-orientiert sein? Soll der Content einen Nutzen bringen oder in erster Linie unterhalten?

An dieser letzten Frage orientiert sich dann auch die Art des Contents, die wir den Kunden empfehlen – um für mehr Unterhaltung zu sorgen, bietet es sich zum Beispiel an, eine verstärkte Bildsprache einzusetzen.

Und auch während der Zusammenarbeit können Kunden Vorarbeit leisten, die letzten Endes Zeit spart. Beispielsweise durch ein solides Briefing, sagt Dzelalagic.

Eine gute Zusammenarbeit ist bei uns maßgeblich durch einen funktionierenden Dialog bedingt. In einem guten Briefing müssen folgende Punkte auftauchen: Textart, Tonalität, Zielgruppe, Fragen der Zielgruppe, Zweck des Textes, Struktur, Umfang, Keywords, Dos and Dont's und individuelle Anmerkungen des Kunden. Trotzdem benötigen die Autoren noch etwas Freiraum. Ein zu enges Korsett führt zu blutleeren Texten.

Für eine langfristig produktive Zusammenarbeit ist wichtig, Autoren Wertschätzung zu signalisieren und regelmäßig konstruktives Feedback zu geben, erklärt Clodius. Das trage auch dazu bei, dass sich die Autoren mit dem Unternehmen identifizieren und loyal bleiben.

Kunden sollten offen und direkt kommunizieren, was ihnen nicht gefällt. Allerdings sollten sie ihre Meinung immer konstruktiv begründen. Ein „Gefällt mir nicht“ allein reicht nicht aus, damit kann ein Autor nichts anfangen. Die Kritik muss genau begründen, wo der Text vom Briefing abweicht. Dabei geht es um wichtige strukturelle und konzeptionelle Fragen.

Erbsenzählerei hingegen kommt bei vielen Autoren nicht gut an. Bei unwichtigen Details sollte man offen sein und die Eigenheiten des Autors respektieren, um seine Motivation nicht unnötig zu senken. Ausgenommen sind hier natürlich Keywords.

Texter beauftragen: Sind Freelancer eine Alternative zur Content-Agentur?

Es muss übrigens nicht immer eine Agentur sein. Eine Alternative sind Freiberufler. Der Vorteil: Da sie keinen großen Agenturapparat ernähren müssen, arbeiten sie meist zu einem niedrigeren Stundensatz.

Sofern die Chemie stimmt und sich beide Seiten wertschätzen, finden Unternehmen in Freelancern bestenfalls loyale und flexible Partner.

Zu finden sind Freelancer auf Berufsplattformen wie XING und LinkedIn oder über Onlinedienste wie torial. Stöbern Sie die Portfolios durch und achten Sie dabei auf Referenzen und Kundenmeinungen. Fragen Sie am besten auch nach einer Arbeitsprobe. Daran erkennen Sie:

  • ob sich der Freelancer die Mühe macht, sich in Ihr Unternehmen hineinzuversetzen und Ihre Zielgruppe kennenzulernen,
  • ob der Freelancer Content liefert, der Ihrer Zielgruppe tatsächlichen Mehrwert liefert,
  • ob der Freelancer eine Sprache spricht und schreibt, die zu Ihrem Unternehmen passt,
  • ob die Zusammenarbeit geschmeidig funktioniert.

In puncto Sicherheit haben Agenturen Freelancern gegenüber allerdings einen Vorsprung, erklärt Clodius.

Eine Agentur hat andere Kontrollmechanismen. Sie sorgt zum Beispiel für ein Back-up, wenn ein Autor ausfällt. Fällt ein Freelancer krankheitsbedingt aus, wird es schwierig. In der Regel übernimmt er keine Verantwortung für eine solche Situation.

Freelancer bieten sich also dann an, wenn Sie den Löwenanteil des Projektmanagements tragen können und wollen und auf eine bereits ausgearbeitete Content-Strategie zurückgreifen können. Liegt diese nicht vor, empfehlen sich eher Content-Marketing-Agenturen, die darüber hinaus einen Teil der personellen Risiken tragen.

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Contentsquare und arsmedium sind HubSpot-Partner-Agenturen. Weitere Agenturen, die nach der Inbound-Methodik arbeiten, finden Sie in unserem Partner-Verzeichnis.

Ursprünglich veröffentlicht am 4. April 2017, aktualisiert am Januar 18 2023

Themen:

Content-Marketing